98 Prozent aller Menschen in Europa atmen verschmutzte oder giftige Luft ein. Die Feinstaubbelastung liegt nur selten unter dem Grenzwert der WHO.

Ein Großteil der Menschen in Europa atmet durch Feinstaub verschmutzte und teils giftige Luft ein. Laut neuesten Untersuchen der britischen Zeitung „The Guardian“ überschreiten nahezu alle Regionen in Europa den empfohlenen Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation WHO. In Köln ist die Feinstaubbelastung demnach doppelt so hoch wie der WHO-Grenzwert für als sauber eingestufte Luft.

Die Journalisten des „Guardian“ haben die Daten Hunderter Messstationen sowie Satellitenbilder seit dem Jahr 2000 ausgewertet und daraus die Feinstaubbelastung auf dem gesamten Kontinent ermittelt. In Köln liegt der Wert zwischen zehn bis zwölf Mikrogramm der Feinstaub-Größe PM 2.5 pro Kubikmeter. Der WHO-Grenzwert liegt bei maximal fünf Mikrogramm.

Köln: Feinstaubbelastung doppelt so hoch wie der Grenzwert der WHO

Insgesamt 98 Prozent der untersuchten Fläche in Europa liegen über dem Grenzwert von PM 2.5, also Feinstaubpartikeln mit einem Durchmesser von 2,5 Mikrometern. Osteuropa ist dabei deutlich stärker betroffen als Westeuropa. In Nordmazedonien liegt die Luftverschmutzung in zwei Dritteln des Landes um das Vierfache über dem WHO-Grenzwert, in der Hauptstadt Skopje ist die Belastung sogar sechsmal so hoch.

In Nordrhein-Westfalen liegen nahezu alle Kommunen über dem Grenzwert, abgesehen von Dahlem und Hellenthal im Kreis Euskirchen sowie Monschau in der Städteregion Aachen. Die Belastung in der Region ist zum Großteil ähnlich wie in Köln. Einzig Teile des Kreises Euskirchen, des Rhein-Sieg-Kreises und des Rhein-Berg-Kreises liegen unter den Werten von Köln, aber immer noch über dem Grenzwert.

Europa: 98 Prozent der Luft verschmutzt oder giftig – drei Viertel Deutschlands stark belastet

In ganz Deutschland atmen 75 Prozent der Bevölkerung täglich Luft ein, die eine doppelt so hohe Feinstaubbelastung hat wie von der WHO empfohlen. Das sind deutlich höhere Werte als beispielsweise in Spanien (49 Prozent) oder Frankreich (37 Prozent). In beiden Ländern gibt es teilweise noch größere Gebiete, die unter dem Feinstaub-Grenzwert liegen.

Positivbeispiele sind dagegen Schweden und Schottland. In Schweden wird an keinem überprüften Gebiet ein Wert von 10 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter erreicht. Schottland dagegen liegt zum Großteil vor allem in ländlichen Regionen unter dem WHO-Grenzwert. Das schaffen beliebte Touristenregionen in den Alpen nicht. Selbst in der Schweiz und Österreich liegen nur wenige Kommunen unter dem Grenzwert.

Feinstaub: Umweltbundesamt misst Belastung – EU-Grenzwert deutlich über Forderungen der WHO

In Deutschland messen Kommunen und Umweltbundesamt Feinstaub der Größe PM 10, also mit einem Durchmesser von 10 Mikrometern, und der Größe PM 2.5. Laut Umweltbundesamt sank der Ausstoß von PM 2.5 von 202.000 Tonnen auf 83.000 im Jahr 2021. Allerdings war der Wert im Vergleich zu 2020 erstmals seit dem Jahr 2010 im Vergleich zum Vorjahr wieder leicht angestiegen.

Der offizielle Grenzwert der EU, der im Jahresmittel eingehalten werden muss, liegt übrigens deutlich höher. Laut Angaben des Umweltbundesamtes muss die Vorgabe von 25 Mikrogramm pro Kubikmeter seit 2015 verbindlich eingehalten werden. Städte, in denen hohe Feinstaubbelastung herrscht, mussten teilweise Geschwindigkeitsbegrenzungen einführen.

Feinstaubbelastung: Schwere gesundheitliche Folgen möglich – Osteuropa stark belastet

Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht diesen Wert als zu hoch an. Sie fordert, die Feinstaubbelastung in den kommenden Jahren drastisch zu verringern. Eine höhere Feinstaubbelastung ist nicht nur schädlich für die Gesundheit, sondern treibt auch die globale Erwärmung und den Klimawandel voran.

Feinstaubpartikel können in den Bronchien und der Lunge Schäden verursachen und sogar in den Blutkreislauf eindringen. Vor allem für Kinder und Jugendliche kann eine erhöhte Konzentration gefährlich sein. Mögliche Folgen sind Schleimhautreizungen, Entzündungen in der Luftröhre und den Bronchien, sowie verstärkte Plaquebildung in den Blutgefäßen. (shh)