Die Luftqualität beeinträchtigt die Gesundheit der Menschen. Das Parlament kämpft für strengere Vorschriften zur Regulierung der Verschmutzung.

Wie viel verschmutzte Luft atmen Sie im Laufe Ihres Lebens ein? Schlechte Luftqualität kann zu Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs führen. Aber auch die biologische Vielfalt leidet darunter, denn durch Luftverunreinigungen werden Nutzpflanzen und Wälder vergiftet, was zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten führt.

Das Europäische Parlament hat vorgeschlagen, im Rahmen des europäischen Grünen Deals bis zum Jahr 2030 strengere Luftqualitätsnormen festzulegen und dabei Ziele für luftverunreinigende Partikel zu setzen.

Die gesundheitlichen Kosten der Luftverschmutzung

Die Luft ist seit Jahrzehnten durch Stickstoffdioxid, Ozon und Feinstaub verschmutzt, wobei die Konzentrationen in städtischen Ballungsgebieten höher sind.

Feinstaub oder PM₂,₅

Feinstaubpartikel, auch benannt nach ihrem Durchmesser (2,5 Mikrometer), sind kleiner als ein Haar und können daher über die Atmung in den Blutkreislauf gelangen. Sie können organische Chemikalien, Staub, Ruß und Metalle enthalten. Eine chronische Exposition kann zu Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen, die für gefährdete Personen tödlich sein können, und auch zu Krebs. Nach Angaben der Europäischen Umweltagentur verursachten sie im Jahr 2020 den vorzeitigen Tod von mindestens 238.000 Menschen in der EU.

Stickstoffdioxid

Eine chemische Verbindung, die in Motoren, insbesondere in Dieselmotoren, erzeugt wird. Die Exposition verringert die Widerstandskraft des Körpers gegen Infektionen und wird mit einer Zunahme chronischer Atemwegserkrankungen und einer vorzeitigen Alterung der Lunge in Verbindung gebracht. Die Verschmutzung durch Stickstoffdioxid verursachte im Jahr 2020 in der EU 49.000 vorzeitige Todesfälle.

Ozon

Kurzfristig reizt das Einatmen von Ozon die Augen, die Atemwege und die Schleimhäute. Es ist besonders gefährlich für Menschen, die an Asthma leiden, und kann bei chronischen Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen tödlich sein. Im Jahr 2020 starben in der EU 24.000 Menschen vorzeitig an den Folgen der Belastung.

Obwohl Luftverschmutzung nach wie vor ein Problem darstellt, hat sich die Luftqualität in Europa in den letzten drei Jahrzehnten durch Maßnahmen zur Verringerung der Luftverschmutzung verbessert. Von 2005 bis 2020 ist die Zahl der vorzeitigen Todesfälle aufgrund von PM₂,₅ in der EU um 45 Prozent gesunken.

Verlust der biologischen Vielfalt

Nach einer Analyse der EUA waren im Jahr 2020 59 Prozent der Wälder und sechs Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in Europa schädlichen Ozonwerten ausgesetzt. Die wirtschaftlichen Verluste aufgrund der Auswirkungen auf die Weizenerträge beliefen sich im Jahr 2019 in 35 europäischen Ländern auf rund 1,4 Milliarden Euro. Die größten Verluste wurden in Frankreich, Deutschland, Polen und der Türkei verzeichnet.

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Quellen der Verschmutzung

Mehr als die Hälfte der Partikelemissionen stammen aus der Verbrennung fester Brennstoffe für Heizzwecke. Privathaushalte, Gewerbe und öffentliche Einrichtungen sind die Hauptverursacher der Feinstaubbelastung in Europa.

Die Landwirtschaft ist mit 94 Prozent der Ammoniakemissionen ebenfalls ein großer Verursacher, während der Straßenverkehr für 37 Prozent der Stickoxidemissionen und die Landwirtschaft für 19 Prozent verantwortlich sind.

Alle diese Emissionen sind seit 2005 rückläufig, obwohl das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der EU erheblich gestiegen ist.

Was ist der Null-Schadstoff-Aktionsplan?

Der Null-Schadstoff-Aktionsplan ist ein Beitrag zur UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Im Rahmen des europäischen Grünen Deals hat sich die EU das Ziel gesetzt, die Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden bis 2050 auf ein Niveau zu reduzieren, das für die Gesundheit und die natürlichen Ökosysteme nicht mehr schädlich ist und innerhalb der Grenzen liegt, die der Planet aushält. Sie definiert eine Reihe von Meilensteinen, um dieses Ziel bis 2030 zu verwirklichen:

  • Verringerung der vorzeitigen Todesfälle durch Luftverschmutzung um mehr als 55 Prozent
  • Reduzierung um 25 Prozent der Ökosysteme in der EU, in denen die Luftverschmutzung die biologische Vielfalt bedroht
  • Verringerung des Plastikmülls im Meer um 50 Prozent und des in die Umwelt freigesetzten Mikroplastiks um 30 Prozent

Strengere Grenzwerte bis 2030 für mehrere Luftschadstoffe

Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments hat am 28. Juni seinen Standpunkt zur Verbesserung der Luftqualität in der EU angenommen. Darin werden strenge Ziele für mehrere Schadstoffe vorgeschlagen, darunter Feinstaub (PM₂,₅, PM₁₀), NO₂ (Stickstoffdioxid), SO₂ (Schwefeldioxid) und O₃ (Ozon). So soll sichergestellt werden, dass die Luftqualität in der EU nicht die menschliche Gesundheit, die natürlichen Ökosysteme und die biologische Vielfalt beeinträchtigt.

Nächste Schritte

Das Parlament wird voraussichtlich auf der Plenartagung im September 2023 über den Vorschlag abstimmen. Sobald der Rat seinen Standpunkt angenommen hat, können die Verhandlungen über die endgültige Form des Gesetzes beginnen.

Die Abgeordneten schlagen vor, dass zusätzlich zu den Luftqualitätsplänen, die erforderlich sind, wenn EU-Mitgliedstaaten die Grenzwerte überschreiten, alle EU-Länder Luftqualitätsfahrpläne erstellen sollen, die kurz- und langfristige Maßnahmen zur Einhaltung der neuen Grenzwerte enthalten.