Kommentar der Initiative Köln Nord

Die „KLAR GmbH“ als Zusammenschluss aus den Kölner Stadtentwässerungsbetrieben, den Kölner
Stadtwerken, der Stadt Bonn und zwölf kleinerer Städte und Gemeinden im Umland Kölns plant im
Kölner Norden den Bau einer Monoverbrennungsanlage für Klärschlämme. Nach Angaben der
Projektpartner soll hierdurch „klimaneutral“ Fernwärme für 1700 Haushalte erzeugt werden. Die
Initiative Köln Nord sieht dieses Vorhaben sehr kritisch, denn viele Faktoren werden in den
Planungen nicht berücksichtigt.

Zunächst einmal kann die Verbrennung von Klärschlamm nicht pauschal als klimaneutral bezeichnet
werden, denn für eine Klimabilanz sind im Einzelfall umfassende Betrachtungen – auch im Hinblick
auf mögliche Kompensationsmaßnahmen – erforderlich. Einzubeziehen ist auch der Einsatz fossiler
Brennstoffe für den Betrieb der Anlage (z. B. für eine Zusatzfeuerung) oder Treibhausgasemissionen
durch Vorbehandlungsstufen (z. B. Trocknungsvorgänge).

Des Weiteren haben die Projektpartner noch keine Angaben zur tatsächlichen Energiebilanz
gemacht. So sollen für die Fernwärme in 1700 Haushalten, 15 Lkw täglich durch das Kölner
Stadtgebiet fahren. Hinzu kommen noch Schiffe aus Bonn, welche bei Niedrigrheinphasen
Merkenich nicht ansteuern können und eine Druckleitung aus Stammheim bis hoch nach Merkenich,
dessen Kosten nicht veröffentlicht werden. Auch bedeutet der Bau dieser Leitung jahrelange
Einschränkungen und Belastungen für Niehl und die Anwohner nahe der Uferpromenade.
Was in Köln im Gegensatz zu anderen Kommunen fehlt, ist die Diskussion über Alternativen. Welche
Maßnahmen werden ergriffen, um das Abwasser so zu reinigen, dass der Klärschlamm gar nicht erst
verbrannt werden muss?

Wieso kann eine Verwertung der Schlämme nicht im Klärwerk vor Ort
durchgeführt werden, sodass keine Klärschlämme von anderen Städten hinzugefügt werden
müssen?

Und hat man sich letztlich damit befasst, was die Biomasse Klärschlamm für weitere
Potenziale bietet, z. B. die Herstellung von Bio-Fuels, welche unter anderem dringend für das
Betreiben von Flugzeugen oder Schiffen benötigt werden.
Nein, denn Ziel soll es sein, den Klärschlamm von 14 Städten (rund 2 Millionen Einwohner) durch die
Region zu fahren, diesen aufwendig und energieintensiv zu trocknen, um am Ende gerade einmal
1700 Haushalte mit Fernwärme zu versorgen, wobei z. B. Wärmepumpen gekoppelt mit Geothermie
und Solar eine deutlich nachhaltigere Lösung wären.

Nach den vielen Ereignissen des Jahres 2022 ist es uns umso deutlicher geworden, dass wir unsere
Energiewirtschaft unabhängiger gestalten müssen. Der Klimawandel und eine Rohstoffknappheit
zwingen zur Nachhaltigkeit. Das heißt schlussendlich, dass wir genau aufzeigen müssen, ob die
Energie wirklich nachhaltig erzeugt wurde, oder wieder einmal nur das Label „klimaneutral“ trägt.
Aber vor allem sollten wir uns endlich von der reinen Verbrennung verabschieden, denn dies ist ja
bekanntlich eine Technologie von gestern.

Es geht jetzt um intelligente Verwertung, Veredelung und
vorrangig um eine gute, transparente Kosten-, Umwelt- und Energiebilanz. Das wäre „ein Gewinn für
alle Beteiligten“.