Wir als

Initiative Kölner Norden

positionieren uns gegen den geplanten Bau der Klärschlammverbrennungsanlage im Stadtteil KölnMerkenich.
Aus ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Gründen halten wir es für unabdingbar, Bedenken über die Planung und Durchführung des Projekts zu äußern und einzubringen.
Wir setzen uns für eine transparente, wirtschaftliche, soziale- sowie umweltverträgliche und vor allem energieeffiziente Verwertung der Biomasse (Klärschlamm) in unserer Region ein.

Wir begründen unsere Anliegen folgendermaßen:

Ökologisch:

 durch die Zufuhr von 50% auswärtiger Klärschlämme wird das Schwerlastverkehrsaufkommen in
unserer Region (Kölner Norden) deutlich erhöht. Geplant sind jährlich 11.300 LKW-Fahrten und
zusätzlicher Schiffsverkehr.
 durch die Verarbeitung und Zufuhr auswärtiger Klärschlämme entstehen klimaschädliche
Emissionen, welche unsere schon derzeit stark betroffene Region weiter belasten. Schon jetzt ist
Köln ein besonders in Inversionswetterlagen vorbelasteter Standort mit einer Bündelung vieler
emittierender Anlagen.
 Klärschlämme sind zum Teil stark verunreinigt, durch z.B. Mikroplastik, Schwermetalle und
Arzneimittelrückstände, durch die Verbrennung der zusätzlichen Inhaltsstoffe entstehen weitere
klimaschädliche Emissionen.
 eine wirtschaftliche Verbrennung setzt die Zufuhr von 50% auswärtigen Klärschlämmen voraus,
somit bleiben Maßnahmen zur Klärschlammreduktion unberücksichtigt.
 das angedachte Verbrennungskonzept unterstützt nicht die Rückgewinnung wichtiger
Ressourcen wie Humus, Phosphate und Wasser (Dürreperioden).
 mehr Verkehr und Lärm (LKW-Fahrten und Betrieb) und Geruchsemmission durch die Trocknung
und Verbrennung des Klärschlamms sind eine deutliche Belastung für das direkt angrenzende
Naturschutzgebiet (Rheinaue Langel-Merkenich).
 bis zu diesem Zeitpunkt wurden keine nachhaltigen Verwertungs- bzw. Nutzungskonzepte für
die Biomasse (Klärschlamm) thematisiert und diskutiert.

Wirtschaftlich:

 die Standortfindung ist derzeit intransparent und es wird nicht klar offengelegt, welche weiteren
Standorte geprüft wurden (Ausnahme von Hürth-Knapsack und Weisweiler). Zudem bleibt
weiterhin offen, warum andere Standorte als nicht wirtschaftlich angesehen werden.
 das geplante Verbrennungskonzept ist kostenintensiv (zu begründen ist dies durch zusätzliche,
weite Transportwege zu einer zentralen Anlage, eine energieintensive, vorherige Trocknung der
Klärschlämme, durch anfallende Umweltsteuern [Verbrennung und Transporte], den Ausbau,
den Betrieb/Unterhalt und die Versicherung eines Dükers unter dem Rhein und ggf. Rheinauen
für Gefahrenstoffe), sowie durch die für eine Abfallverbrennungsanlage sehr umfangreiche und
kostenintensive nachgeschaltete Abgasreinigung.
 die Zufuhr von Rohstoffen (Klärschlamm) wird in Zukunft mit deutlichen Mehrkosten verbunden
sein. Durch klimapolitische Anreize wird die Biomasse (Klärschlamm) zunehmend eigenständig
von Kommunen als Energieträger genutzt, was den Zukauf erschwert, ein Umstieg auf
alternative Antriebe (E-Mobilität, Wasserstoff, usw.) bei der Zufuhr auswärtiger Klärschlämme
(11.300 LKW-Fahrten) beinhaltet einen deutlichen Investitionsbedarf. Die benannten Faktoren
betreffen die Wirtschaftlichkeit der Anlage in Bezug auf die geplanten Kapazitäten.
 (Wirkungsgradproblematik) die Fernwärme wird bereits heute durch Gas- und Dampfanlage
(GuD) für den Kölner Norden erbracht, ohne Gas müssten enorme Mengen Klärschlamm
verbrannt werden, Klärschlammverbrennung trägt allenfalls geringfügig (nach eigener Angabe
der beteiligten Gesellschaften maximal 10 %) zur Entlastung der GuD Anlage bei, da bei der
Trocknung der Energieüberschuss gering ist.

Sozial:

 der Stadtteil Merkenich leidet unter einer unzureichenden Versorgungsinfrastruktur (fehlender
Einzelhandel) sowie einem stockenden Ausbau von Bildungseinrichtungen (Kita), eine
Entwicklung in diesem Bereich ist dringend erforderlich. Umliegende Störfallbetriebe behindern
bereits heute den Ausbau und weitere Bauvorhaben. Die Klärschlammverbrennung und eine
ebenfalls angedachte/vorbehaltene Phosphorrecyclinganlage würden die Situation sowie die
strukturelle Entwicklung weiter verschlechtern und einschränken.
 bis zu diesem Zeitpunkt hat kein angemessener Bürgerdialog stattgefunden, indem die
Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils sowie der Region über das Vorhaben umfänglich
informiert wurden.
 bei einem hohen technischen Standard der geplanten Anlage werden kaum Arbeitsplätze
geschaffen, viele Prozesse werden digitalisiert.

Daher fordern wir:

 die Klimaneutralität als Richtwert in den Planungen der Verbrennungsanlage anzuerkennen,
kostenintensive Ausgleichmechanismen (z.B. CO2 Zertifikate, Klimasteuern, Ausbau alternativer
Antriebstechnologien) in den Planungen aufzuzeigen und wirtschaftlich miteinzubeziehen.
 eine Berücksichtigung der bereits existierenden Einschränkungen und Gegebenheiten in
Merkenich (vorhandene Störfallbetriebe, das betroffene Naturschutzgebiet, geringe Abstände
zur Wohnbebauung, zunehmende Versiegelung auf dem ehemaligen Esso-Gelände durch neue
Logistikzentren [Luft-Anstrom auf Merkenich], Auswirkungen auf die Versorgungsinfrastruktur
[Einzelhandel] sowie den stagnierenden Ausbau von Bildungseinrichtungen), vgl. Bürger- und
Sozialraumorientierung.
 einen öffentlichen Bürgerdialog mit Partizipationsmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger der
Region, mit Teilnahme von Vertretern (Stadt, Politik, StEB, AVG und Rheinenergie) in dem
transparent Entscheidungen zum Standortfindungsprozess offengelegt werden und klar der
wirtschaftliche, ökologische und soziale Mehrwert der Verbrennungsanlage am Standort
Merkenich definiert und begründet wird.
 Maßnahmen zur Reduktion des Schwerlastverkehrsaufkommen (LKW) und Schiffsverkehr und
der Verzicht auf vermeidbare Transporte von externen Klärschlämmen durch unsere bereits
stark belastete Region.
 eine Summenbetrachtung aller klimaschädlichen Emissionen der Stadtteile im Kölner Norden
(flächendeckende Einrichtungen von Luft-Messstationen; entsprechende Anträge der BV und der
Bürgervereine liegen bereits lange vor) mit einer transparenten Auswertung und anschließender
Erarbeitung von Reduktionsmaßnahmen.
 die Ausweitung der Umweltzone auf die nördlichen Stadtteile und falls unvermeidlich den
umfänglichen Einsatz von alternativen Antriebstechnologien bei der Zu- und Abfuhr von Roh-
bzw. Reststoffen.
 Maßnahmen zur Reduktion von Klärschlämmen bereits im Entstehungsprozess.
 Maßnahmen zur Reduktion von Schadstoffen in den Klärschlämmen, somit eine Verbesserung
der Qualität, um sie vielseitiger nutzbar zu machen und die Auswirkungen auf die Umwelt zu
minimieren, anstatt mit der Verbrennung ausschließlich auf eine End-of-pipe Maßnahme zu
setzen.
 Klärschlamm nicht als Abfall, sondern als Energieträger und Wertstoff zu erachten und
Schwerpunkte in der umweltschonenden Sicherung von Ressourcen (Humus, Phosphor und
Wasser) zu setzen, somit auch keinen Einsatz von Chemikalien zur Phosphorrückgewinnung.
 keine Transporte von Gefahrenstoffen (Klärschlamm) unterhalb des Rheins und den Rheinauen
(wenn technisch möglich, ein alternativer Einsatz des Dükers zur Bereitstellung der Fernwärme).
 eine offizielle Stellungnahme (Stadt, Politik, StEB, AVG und Rheinenergie) zu einer möglichen
Einbindung von Fördergeldern für den Bau der Klärschlammverbrennungsanlage zur
energiebedingter Weiternutzung von alten Braunkohlestandorten (Wirtschaftssubventionen,
Hilfsprogramme zum Kohleausstieg).
 die offizielle Prüfung zukunftsorientierter, alternativer Entsorgungs- bzw. Nutzungskonzepte der
Biomasse (Klärschlamm), z.B. Verwendung von Faulgasen, Pyrolyse, usw..
 einen klaren Fokus auf die Maximierung der Energiegewinnung aus der Biomasse (Klärschlamm),
als Alternative zu fossilen Brennstoffen, mit einer deutlichen Berücksichtigung auf einen
prognostizierten Anstieg des Stromverbrauchs (BDEW-Berechnungen).

Wir unterstützen daher Prozesse, Entsorgungs- sowie Nutzungskonzepte, die die Verarbeitung der
Biomasse (Klärschlamm) in Köln und in unserer Region transparent, wirtschaftlich, sozial- sowie
umweltverträglich und energieeffizient gestalten.

Wir sehen dies als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und freuen uns auf Ihre Unterstützung!

Ihre Initiative Kölner Norden

Kontakt: kein.klaerschlamm@koelnnord.de

 

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